Volly Tanner: Bastardparadies von *tf anno 2006
Nach den "Schönen Verlierern" ein weiteres Buch aus Tanners Feder. Diesmal geht's nicht um die Anderen und überlässt dem Autoren lediglich den chronistisch zu füllenden Beobachtungsposten. Nein, diesmal geht's um Tanner selbst, seine Sicht der Welt, Teile seiner Biographie, seine Freunde und seine Feinde. Da macht das Lesen natürlich um so mehr Sinn, je mehr man sich mit dem Autoren himself, den Plätzen seiner nächtlichen Wanderungen und seinen Vorlieben und Abneigungen auseinandersetzt. Für solche Zwecke gibt's ja dankenswerterweise das Internet und auch Volly ist darin präsent - zwar vorwiegend schwarz, weiß und grau, dafür umso passender zum Image. Was ist zum Inhalt des einhundertseitenstarken Büchleins weiter zu sagen? Die Gedichte sind angenehm ungekünstelt, bisweilen zwingt Drastik des Geschriebenen zum schonungslosen (Rück-) Blick in eigene oder Zeitgeschichte. Tanner beschönigt nichts, wehrt sich, dort wo's nötig ist. Er verbindet Witz mit Klage, kann über sich selbst genau so gut lachen wie über andere mitleidlos herziehen, die's seiner Meinung nach nicht anders verdient haben. Er arbeitet sich am Zeit- wie am Flaschengeist ab, ist unbarmherziger starker Rächer und verletzlicher Feingeist, dazu trotz gesunder Portion Eitelkeit nahezu allürenfrei. Alles in allem ist er ganz offensichtlich ein literarisches wie menschliches Auslaufmodell. Aber ich mag ihn dafür. Und sein Buch, weil es ein Stück von ihm ist, natürlich auch. Kaufmöglichkeiten und Lesereisetermine finden sich auf den Webseiten www.volly-tanner.de oder www.buchbar-verlag.de Volly Tanner: Bastardparadies. Zeitz: Buchbar-Verlag 2005. ISBN 3-001-07610-1
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