www.Crossover-agm.de BURNING DAMP: Mambrietz
von rls

BURNING DAMP: Mambrietz   (Eigenproduktion)

Eine Band, die den Terminus "Crossover" mal wieder im ursprünglichen Wortsinne gebraucht, und das gleich in doppelter Hinsicht: Erstens schwebt das Kreuz tatsächlich über dem lyrischen, zu zwei Dritteln in englischer und zu einem Drittel in deutscher Sprache verfaßten Gehalt dieser CD, und zweitens werfen die fünf Jungs alles Musikalische in einen Topf, was ihnen irgendwie unter die Finger kommt, und reichern ihren in punklastigem Metal angesiedelten Grundsound damit an. Auffälligste untypische Zutat ist zweifellos das Keyboard (mit Heiko Goldberg befindet sich ein hauptamtlicher Bediener dieses Instrumentes an Bord), das einerseits für Bombasttürme sorgen kann, wenn diese denn gebraucht werden, aber bisweilen auch für die Erzeugung eines sphärischen Hintergrundsounds nützlich sein kann und an manchen Stellen auch Leadfunktionen übernehmen darf. Damit können Burning Damp schon einmal einen gewissen Originalitätspunkt verbuchen, denn spontan fällt mir keine Band ein, die in einer instrumentenbasischen hypothetischen Schnittmenge aus alten Toten Hosen und Raven zu "Architect Of Fear"-Zeiten anzusiedeln wäre (man beachte den Terminus "Schnittmenge" - direkte Einflüsse lassen sich weder von den Hosen noch von Raven ausmachen) und dazu derartige Keyboards addiert. Und dann gibt es da auch noch Annika Schmidt, die als Gastmusikerin das Cello bedient und gemeinsam mit den Jungs in "Das Los" einen entspannten instrumentalen Atmo-Poprocker der Kategorie "Wegschweben" fabriziert, der ruhig noch viel länger hätte ausfallen dürfen als die 3:15 Minuten, die er hier hat. Überhaupt fallen Burning Damp durch eine trotz interner großer Vielfalt eher überschaubare Songlänge auf - bis auf "You're God" kommt keiner der insgesamt 11 Tracks über 3:41 Minuten hinaus, so daß derjenige, der also aufgrund der interessanten Stilmischung und der Theorie, daß eine solche zur Entfaltung eben Zeit brauche, auf mindestens zehnminütige Prog-Epen schließt, einer Täuschung unterliegt. Zwar würde man sich tatsächlich wünschen, daß die eine oder andere interessante Idee ein wenig konsequenter umgesetzt oder komplett zu Ende gedacht würde, aber das wird mit zunehmender arrangementöser Reife des noch jungen Quintetts (das vor dieser CD erst einen Demo-Dreitracker veröffentlicht hat) sicher in einem natürlichen Entwicklungsprozeß "erledigt". Zu wünschen wäre es, daß Burning Damp die derzeitige gute Balance aus hüpf- bzw. moshkompatibler Eingängigkeit und geradezu progressiv anmutenden Einschüben (höre exemplarisch das Hauptbreak in "Breit") bzw. skurril anmutenden, sich bei genauerer Betrachtung aber gut einfügenden Elementen (beispielsweise die Steelguitar in "Jumping" - nur die Elektrodrums im Outro "Fortitude" hätten wirklich nicht sein müssen) halten können und weder in die eine noch in die andere Richtung abdriften (wenngleich mir die Jungs natürlich auch als reine Progmetalcombo willkommen wären :-)). Gearbeitet werden muß außerdem unbedingt noch an den Vocals, denn Michael Schlupp bewältigt den Spagat zwischen appellativem Klargesang und wilderem Shouting noch nicht ideal, und wenn er versucht, fast rappenden Sprechgesang (etwa in "Help Me") einzubasteln, wird's ganz bitter, denn das klingt nicht nur unbeholfen, sondern fast wie irgendwelche Nichtsachsen, die krampfhaft versuchen, Sächsisch bzw. sächsisch gefärbtes Englisch zu parodieren, aber daran kläglich scheitern. Gute Ansätze sind allerdings sowohl im Klar- wie im Shoutbereich schon vorhanden, und hier und da machen Burning Damp nicht mal vor Death Metal-Gebrüll halt. Für eine Eigenproduktion ist der im Erzschlag-Studio Aue gefahrene Sound durchaus amtlich, und zu den 34 Minuten Musik bekommt der Erwerber des Tonträgers auch noch "You're God" als nicht sonderlich originelles, aber durchaus ansehenswertes Video geboten - in diesem Song spielt das Cello übrigens nochmal eine tragende Rolle, diesmal eingebettet nicht in einen ruhigeren Song, sondern in den "normalen" Sound der Band. Und man höre und staune: Das klingt richtig gut. Mehr davon! Wenn hier mal das richtige Label hellhörig wird, könnten Burning Damp trotz einer gewissen Sperrigkeit schnell ein gutes Stück auf der Erfolgsleiter nach oben klettern.
Kontakt: www.burningdamp.de

Tracklist:
Raise Your Voice
Weck mich auf
Not We, But He
Hearts Ablaze
Das Los
The Way
Breit
Jumping
Help Me
You're God
Fortitude





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