von ta
Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Beim Lesen des Bandnamens war ich mir sicher, Doom Metal präsentiert zu bekommen. Und was präsentiert "The Path ..." tatsächlich? 18 Minuten, also eine knappe EP-Länge Doom Metal. Einspruch allerdings: Keineswegs Doom Metal der reinen Lehre, sondern elektronisch und Gothic-rockig aufgewerteten Doom Metal. Die elektronische Komponente manifestiert sich in einem Drumcomputer und - sagen wir es mal so: - sehr synthetischen Synthesizern. Weder den abwechslungsreich programmierten Drumcomputer noch die Synthie-Arbeit empfinde ich als störend, vielmehr erhält der im Großen und Ganzen nicht allzu komplexe CYNICISM-Sound durch beide Elemente eine das Gesamtbild auf sehr erfrischende Weise prägende Komponente. Hier muss besonders auf den Track "Ravenous Blood" hingewiesen werden, ein eigentlich sehr ruhiges Hörerlebnis, das allerdings mit seinen etwas schrägen Synthie-Einlagen eine beunruhigende Dimension erfährt. Da passt sich auch der saubere Gesang von Bandgründer und Alleinmitglied (sprich: CYNICISM sind ein Ein-Mann-Projekt) Lindwurm gut ein, besonders in den verschwommenen Strophen. Der tief intonierte Refrain nimmt indes eher einen gothischen Touch an, womit wir beim zweiten die Doom-Basis erweiternden Merkmal wären. Im Gesang manifestiert sich der Gothic-Rock-Anteil der Musik, die CYNICISM zelebrieren und hier wird dann auch der von mir vermutete Haupteinfluss des Projekts hörbar: Love Like Blood. In der Gesamterscheinung sehr in eben das Fahrwasser dieser Band tendiert zumindest "Tragedy", auch, weil hier die Gitarren vergleichsweise monumental ausfallen. Als letzter richtiger Song bleibt "Inhaling The Poison" zu nennen, das fast reinen Death-Doom präsentiert, also auch mit tiefen Growls daherkommt, nur tempomäßig etwas angezurrt wurde und im verspielten Schlussteil mit einer lupenreinen Opeth-Reminiszenz Punkte beim Rezensenten sammelt. Das kurze Geräuschintro "Procreating Nightmares" ist kaum als richtiger Song zu zählen und das düster-romantische, sehr schöne Instrumental "Into The Depths Of An Unknown Hell" fällt eher in die Sparte "Ausklangsnachbeben" - und ist in seinem melancholischen Grundtenor so überhaupt nicht seinem Titel und den Texten gemäß ausgefallen. Diese erzählen nämlich die kurze Geschichte einer Psyche, welche sukzessive die Stadien Idiotie, Wahnsinn und Selbstvernichtung durchwandert; wenig lebensbejahend, nicht übermäßig originell, nicht mein Fall, zumindest nicht in dieser plakativen Art der Darlegung. Musikalisch gibt's nicht viel zu meckern, das Resultat zeigt sich als interessant und düster, allerdings ist auf der Intensitätsskala noch Luft genug nach oben frei und einige Passagen des Clean-Gesangs sind auch weniger sauber als intendiert ausgefallen. Alles Kinkerlitzchen bei einem Debüt, "The Path ..." ist durchaus ein überzeugendes Stück, des, wenn man so will, Dark Metal. Interessenten überzeugen sich am Besten selbst unter www.cynicism.de, wo die gesamte EP zum kostenfreien Download feilgeboten wird. Weitere Infos gibt es unter www.wintersolitude.de
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