von rls
Der nächste Release von Eure Erben, der Nachfolgeband der legendären Ruhrpott-Thrasher Darkness - und wieder "nur" eine EP, aber wenigstens erneut eine starke. Zwei neue Studiosongs werden flankiert von vier Liveaufnahmen (deren Quelle der Digipack und auch das zugehörige Infomaterial leider nicht preisgeben), wobei die zwei Studiosongs gleich nochmal mit verbraten werden. Da die beiden Versionen von "Schläfer" auch noch unmittelbar aufeinander folgen, kann man schöne Direktvergleiche ziehen, und der erste Eindruck ist, daß Eure Erben live noch einen Tick Tempo drauflegen. Das könnte zwar ein Trugschluß sein, weil live die Bassdrums etwas über die Snare dominieren, aber man stellt fest, daß die Liveversion tasächlich ungefähr 10 Sekunden kürzer ist als die Studiovariante. Der Song ist generell zu den speedlastigeren der Band zu rechnen, allerdings schafft es auch der Titeltrack "Eure Fäuste" nur knapp über die Dreiminutengrenze, und das, obwohl er durch ein schleppendes Intro eingeleitet wird und ein Outro in ähnlichem Tempo quasi einen Rahmen um ihn bilden hilft, somit für den Hauptteil gar nicht mehr so sehr viel Spielzeit übrigbleibt. Deshalb verzichtet man hier auch auf ein größeres Instrumentalsolo, in "Schläfer" allerdings gibt es ein solches in klassischer Thrash-Manier, mit wenig (aber eben doch ein bissel) Rücksicht auf klassische Harmonievorstellungen. Mittlerweile sind Eure Erben durch den Ausstieg von Zweitgitarrist Jöter zum Trio geschrumpft, allerdings kann man anhand des Höreindrucks nicht genau verifizieren, ob die Aufnahmen noch als Quartett stattgefunden haben. Zu vermuten ist es, denn in den (wenigen) Soloparts glaubt man außer in "Untergang auf See" das Vorhandensein einer zusätzlichen Rhythmusgitarre erkennen zu können (sofern nicht Bassist Emma diese Passagen mit seinem Instrument umsetzt - dann müßte aber wieder der metaltypisch sowieso kaum heraushörbare Baß an diesen Stellen fehlen). Die zwei weiteren Livesongs sind "Wir brauchen Krieg" und das erwähnte "Untergang auf See", die beide innerhalb jeweils einer Minute Spielzeit mehr Breaks und Tempowechsel enthalten als die beiden Neulinge in ihrer gesamten Spielzeit. Über ihre Herkunft ist in den bisherigen Darkness- respektive Eure Erben-Reviews ja ausführlich berichtet worden, allerdings spricht es zweifellos für die Qualität gerade des neuen Materials, daß die Resonanz des Publikums bei beiden Setfraktionen ungefähr identisch ausfällt, Eure Erben also gute Chancen haben, sich zu einer eigenständigen Kraft zu entwickeln, ohne permanent den Stempel "Ex-Darkness" aufgedrückt zu bekommen. Wer also ganz leicht punkangehauchten Thrash Metal mag, aber beispielsweise mit dem Saufziegen-Image der grob in eine ähnliche Richtung tendierenden Tankard nicht konform gehen möchte, findet mit Eure Erben eine interessante Band und kann getrost zum Erwerb von "Eure Fäuste" schreiten, wobei den einzigen entscheidenden Minuspunkt (neben der Tatsache, daß es halt wieder "nur" eine EP ist - aber die Arbeiten am ersten Longplayer haben bereits begonnen) das aussagetechnisch etwas arg primitive Cover bildet - derartige Motive sind seit Anthrax' "Fistful Of Metal" nicht intelligenzverdächtiger geworden (auch wenn der hier Verprügelte ein ganz klein wenig wie der Gröfaz aussieht, womit dann wieder ein positiver Effekt der Szeneselbstreinigung von rechtsrandigen Elementen hineininterpretiert werden könnte, der allerdings im Text des Titeltracks keine Entsprechung findet). Ansonsten: Daumen hoch.
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