www.Crossover-agm.de STORMWITCH: Dance With The Witches
von rls

STORMWITCH: Dance With The Witches   (Silverdust Records)

Bei einem Blick in meine Tonträgersammlung stellt sich heraus, daß das aktuellste dort befindliche Stormwitch-Album auf den Namen "Walpurgis Night" hört und aus dem Jahre 1984 stammt. Seinerzeit das Debüt der Band, kokettierte es mit den damals üblichen metallischen Klischees und war musikalisch durchaus achtbar, ist allerdings für einen Vergleich mit dem 18 Jahre später entstandenen "Dance With The Witches" nur partiell zu gebrauchen (wer's nicht glaubt, höre sich als Gegenversuch nacheinander "Werewolves On The Hunt" und "The House Of Usher" an), obwohl die einzige personelle Konstante der ersten Stormwitch-Schaffensperiode, Sänger Andy Mück (neben dem Anfang der 90er ausgestiegenen und später mit Tarot's Myst wieder aufgetauchten Gitarristen Harald Spengler der Kopf der Band), auch beim Neuanfang (als einziger Alt-Stormwitchler) wieder mit von der Partie ist und man beim genauen Hinhören seine Stimme auch nach 18 Jahren wiedererkennen kann. Den zunehmenden Schwenk zu dunkler Romantik, der in den Rezensionen ab den dritten Album "Stronger Than Heaven" diagnostiziert wurde und der letztlich sogar im Promoetikett "Masters Of Black Romantic" mündete, habe ich logischerweise verpaßt - er bricht sich in den zwölf neuen Kompositionen aber an vielen Stellen wieder Bahn und lockert den relativ traditionellen Heavy Metal der Süddeutschen wirkungsvoll auf. Dazu kommt noch in mehreren Songs ein folkiger Einschlag in Struktur und Melodieführung, von dem ich logischerweise auch nur berichten kann, daß es ihn auf "Walpurgis Night" noch nicht gab (man konnte damals auch kein Konzept über den Originalschauplatz, den Hexentanzplatz bei Thale im Ostharz, realisieren, denn anno 1984 lag dieser noch auf der Ostseite des "antifaschistischen Schutzwalls"). Das knapp dreiminütige "The Devil's Bride" würde auch auf einer CD von Subway To Sally keine schlechte Figur abgeben, wohingegen der furiose Titeltrack auf Gigs dieser Band mittelschwere Tumulte beim Tanzen ausgelöst hätte. Hingegen kommt das dem kurzen Intro folgende "The Man Of Miracles" relativ schwer in Fahrt, mündet eigenartigerweise aber in einen sehr leichtfüßigen Stakkato-Schlußteil, wohingegen "Jeanne D'Arc" den von Zed Yago bekannten schweren Beat durchzieht und die düstere Stimmung mit unheilvollen Glockenschlägen unterstreicht. Nicht ganz beglücken kann die Halbballade "Nothing More", da der erste Übergang vom sanften Akustikpart zum verstärkten Teil etwas zu sehr über die Pflastersteine stolpert. Auch gepflegtes Midtempo fehlt auf der CD selbstredend nicht - "The King Of Terrors" mag als Beispiel dienen, und auch dieser Track fällt durch eine vergleichsweise Leichtfüßigkeit auf, die möglicherweise partiell in der Produktion begründet liegt, in der nicht allzu viele Tiefen vorhanden sind (weder beim Baß noch bei der Rhythmusgitarre), ohne daß man sie deshalb als kraftlos oder unausgewogen brandmarken müßte. In "My World" haben sich Stormwitch dann gleich zweimal bei Black Sabbath bedient und einerseits das Riff von "Heaven And Hell" geliehen, andererseits einen Mittelteil der Marke "Die Young" geschrieben. Angesichts der generellen Eigenständigkeit mag man das der Band nicht entscheidend nachtragen, und auch technisch liefern Andy und seine neuen Mitstreiter eine tadelsfreie Leistung ab.
Apropos neue Mitstreiter: Deren wichtigster hört auf den Namen Martin Winkler und spielt Gitarre, ist auch für einen Teil des Songwritings zuständig und könnte damit durchaus zum faktischen Nachfolger Harald Spenglers avancieren. Sein bisheriges Tätigkeitsfeld Nightwolf ist mir hingegen völlig unbekannt und taucht auch in keiner meiner Bandenzyklopädien auf. Fabian Schwarz (g) und Alex Schmidt (k) waren offenbar im letzten Line-up von Tyran Pace zugange (genau, das war die Band, deren bekanntester Faktor darin bestand, daß dort in den Achtzigern Ralf Scheepers gesungen hatte, der dann zu Gamma Ray wechseln und später Primal Fear mitgründen sollte), Fabians Bruder Dominik am Baß scheint ein eher unbeschriebenes Blatt zu sein, und Marc Oppold soll bei Tyrant getrommelt haben (wenn es sich dabei um die Tyrant aus Ulm handeln sollte, dann kann er nur sehr kurz dabeigewesen sein, denn er wird in keiner Bandenzyklopädie erwähnt). Das abschließende "Together" weist den höchsten Hymnenfaktor der gesamten CD auf und geht als energischere Variante von Seventh Avenues "Goodbye" durch. Kein Überknaller, diese neue CD, aber ein gelungener Wiedereinstieg.
 
 




www.Crossover-agm.de
© by CrossOver