www.Crossover-agm.de STUCK MOJO: Violate This (10 Years Of Rarities 1991-2001)
von rls

STUCK MOJO: Violate This (10 Years Of Rarities 1991-2001)   (Century Media Records)

Aus, Schluß, vorbei, Stuck Mojo gibt es nicht mehr, und während die Musiker längst an ihren Nachfolgeprojekten werkeln, kommt mit vorliegender CD eine Veröffentlichung in die Läden, die sich dankenswerterweise nicht als schnöde Best-Of zum Geldscheffeln herausstellt, sondern, wie der Untertitel schon andeutet, als Raritätensammlung. Die fährt einen weiteren Pluspunkt ein, indem man nicht einfach mal Single-B-Seiten (die der Die-Hard-Fan ja eh schon besitzt) zusammenpuzzelte (soweit ich weiß, gab's von Stuck Mojo bis auf "Violated" sowieso nur vollständige Longplayer) oder einfach sämtliche Bonustracks der Japan-CDs (sofern solche existieren) auf einen Haufen warf. Statt dessen gehen die 18 Tracks in umgekehrter chronologischer Reihenfolge vor und ermöglichen damit einen interessanten Rückblick bis zu den Wurzeln der Band, den auch der nur bedingt mit ihrem Schaffen vertraute Rezensent nachvollziehen kann (bis aufs "Pigwalk"-Album kenn' ich nur Einzelsongs). Stuck Mojo waren so 'ne Art Mitinnovatoren des New Metal, sahen sich selbst aber stets eher im Metal als in sonstigen Stilistiken angesiedelt, und tatsächlich: Bis auf ein bissel Funk (so bei "Despise") ist der instrumentale Unterbau tatsächlich Metal pur (modernerer 90er Metal wohlgemerkt, nicht etwa traditionelles 80er Zeugs, wenn man mal die ganz frühen Zeugnisse des Bandschaffens ausklammert - siehe weiter unten im Text), und nur der Gesang sorgte fürs Crossover-Potential des Quartetts, denn hier tummelte sich haufenweise Rap und auch ein nicht zu verkennender Prozentsatz Hardcoregebrüll. Hymnischen Cleangesang gab's mit geringfügigen Ausnahmen (man achte mal auf die Backings bei den Chorussen des 92er Demos!) erst in der jüngeren Schaffensperiode, wobei das musikalisch auch noch Südstaatenrock einfließen lassende "Southern Pride" (hier in einer Demoversion vertreten) anno 1998 wohl die Initialzündung bildete (die beiden neuen Studiotracks "Ten Years" und "Revolution", welche die CD eröffnen, geben diesem Stilmittel einen bedeutend breiteren Raum). Cleaneren Gesang findet man aber auch schon in zwei Jahre älteren Aufnahmen - allerdings steht hier gasthalber Devin Townsend am Mikro, und der kann bekanntlich alles vom Heldentenor bis hin zum Elch mit Bronchitis. Die beiden Covers, bei denen er mitmischt, geben der Verwurzelung Stuck Mojos im Metal weiteren Raum - es handelt sich um "Wrathchild" von Iron Maiden und "Shout At The Devil" von Mötley Crüe! Leider trübt die unterirdische Soundqualität dieser Aufnahmen ein wenig die Freude. Da klingt das vor dem 96er Release "Pigwalk" fabrizierte Demo schon bedeutend ausgeglichener. Von diesem sind vier Tracks entnommen, wobei "Hate Must Be A Gift" (wohl wegen des zwar klasse rüberkommenden, aber irgendwo schon mal gehörten Riffs unter dem Chorus) auf dem Album selbst nicht auftauchte und die anderen drei nochmal neu eingespielt wurden (wobei "Despise" in der Urversion doppelt so lang war wie später auf der fertigen CD, da es hier noch eine mehrminütige Botschaft zu hören gibt, die irgendwie den Eindruck macht, als sei sie mal eben im Proberaum vor ein paar aus sozialen oder künstlerischen Gründen frustrierten Kumpels mitgeschnitten worden). In der weiteren Folge sind der wohl aggressivste Stuck Mojo-Track, "Pigwalk", und "No Regrets" in einer "Mojo 427 version" vertreten, die ein anderes Line-up eingespielt habe. Welches das war, enthält mir der Promozettel leider vor (der Gesang bei "No Regrets" differiert allerdings ein gutes Stück von Bonz, selbst von dessen neuentdeckten Cleangesangqualitäten, wohingegen von der Line-up-Geschichte her die Variante, daß mit Dwayne Fowler und Brent Payne hier noch der alte Bassist und Schlagzeuger werkeln, wahrscheinlicher ist - die Albumversion von "Pigwalk" klingt vom Getrommel her jedenfalls bedeutend saftiger), und auch das kryptische Kürzel kann ich nicht deuten (man frage bei Interesse einen Bandkenner, vielleicht weiß der mehr). Gemäß der Chronologie müßten diese beiden Tracks jedenfalls zwischen 1993 und 1996 entstanden sein, denn das folgende "Propaganda" ist von 1993. Noch weiter zurück gehen dann die vier letzten Tracks, die allesamt noch nicht versilbert worden sind und auf denen die Metalschlagseite noch nicht ganz so viel Gewicht besitzt. Dafür ist "Love Has No Color" aber eine richtig starke schleppende Hymne geworden, die noch ein richtiges traditionelles Gitarrensolo besitzt (dieses Stilmittel sollte später weitgehend verschwinden), und generell hatte Rich Ward seinen Sechssaiter damals noch nicht so tief gestimmt (obwohl er in "Babylon" schon mit diesem Mittel zu experimentieren begann), was insgesamt ein etwas traditionelleres Feeling hervorruft. Auch in "Hotlanta" fällt das Gitarrensolo eindrucksvoll ins Ohr. Ganz zum Schluß gibt's mit dem ältesten Track "Mojo Funk" (1991) ein fast rein funkiges Stück, dessen Refrain allerdings auch schon mit einer Heavy-Gitarre untermalt wird. Da es das einzige dieses Jahrgangs bleibt, kann nicht gesagt werden, ob es repräsentativ für die Embryonalphase der vier Südstaatler ist oder nicht. Mit ihm endet eine interessante Schau hinter die Kulissen einer interessanten Band, die, was sie auch immer gespielt hat, doch eins immer blieb: eigenständig und wiedererkennbar. Und ein größeres Kompliment kann man einer Band im heutigen Musikgeschäft wohl kaum machen.
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