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von ta

V.A.: Union 4   (Frontiers Records)

In die vierte Runde immerhin schicken Frontiers Rec. nun den Union-Sampler, eine Compilation für Freunde der melodisch-softeren Gefilde der härteren Rockmusik. Hierbei wird dem geneigten Hörer eine Doppel-CD mit insgesamt 33 Bands/Songbeiträgen bei rund 153 Minuten Spielzeit geboten. Dass sich bei einer solchen Masse an Musik nicht nur einmal auch eher durchschnittliche Leistungen konstatieren lassen, ist klar, trotzdem kann ich den einen oder anderen Seufzer gerade beim Hören der zweiten CD nicht unterdrücken. Den Einstieg markieren Ten, die ihren niveauvollen AOR mit "Give In This Time" gewohnt bombastisch und herzerfüllend (manch einer mag meinen schmalzig) darbieten. Valorisierend wirkt wie immer die angenehme Stimme von Gary Hughes, die für mich einen großen Teil dieser Band ausmacht. Das anschließende "Nowhere To Hide" der Briten Praying Mantis entpuppt sich als detailverliebter, trotz der Keyboardfülle aber recht metallisch tönender Ohrwurm mit superben Hooklines und Arrangements, an dem ich wirklich nichts zu bemängeln habe. Daumen hoch! Recht langweilig und zahnlos tönt dagegen "Sensitive" von den unter dem Kommando des italienischen Gitarristen Dario Mollo stehenden, bluesigen Rockern Voodoo Hill - trotz der Gesangslegende Glenn Hughes am Mikro. The Sign, die "Supergroup" um u.a. Terry Brock und Billy Greer, präsentieren mit "Cross The Line" gutklassigen, aber nach einiger Zeit kurioserweise - warum auch immer - nervenstrapazierenden angeproggten Hardrock, während die nachfolgenden Teer ("Vampire's Lullaby") musikalisch und qualitativ in die gleiche Kerbe wie Ten hauen, aber nicht einen so prägnanten Sänger wie selbige eben mit Gary Hughes aufbieten können. Trotzdem recht erbauend ... Milleniums "Power To Love" beginnt mit einer a capella vorgetragenen Melodie, wie sie auch Ricky Martin nicht furchtbarer hätte erfinden können (sofern dieser sein Liedgut/Liedschlecht selber komponiert), entwickelt sich dann aber glücklicherweise doch noch zu einer flotten Power Metal-Hymne mit amüsanten Pianopart in der Mitte. David Glen Eisleys Compilation-Beitrag "Stranger From The Past" ist gerade wegen der einmaligen Stimme des ehemaligen Giuffria/Dirty White Boy-Sängers, die passagenweise Assoziationen an W.A.S.P.s Blackie Lawless hervorruft, ein Highlight, hätte so aber auch schon vor 25 Jahren erscheinen können. "Into The Light" von gleichnamiger Band ist unter der Leitung des in Amerika sehr berühmten Gitarristen Tim Donahue glücklicherweise keine Gitarristenpräsentation, sondern ein langsamer Epic-Rocker, der durchaus ein Hörgenuss ist, wobei einem Mark Boals‘ (Ex-Yngwie Malmsteen-Vokalist) verfrickeltes "Ring Of Fire" eher wie eine Technikvorstellung (sowohl im gesanglichen, als auch im instrumentalen Bereich) als wie ein MUSIKstück anmutet. Erinnert manchmal ein bisschen an Riot; diese jedoch schaffen es, ihre zweifellos beeindruckenden Fähigkeiten zu guten Liedern zu machen. Immerhin darf man sich brüsten, das schnellste Stück beider CDs aufbieten zu können ... Unglaubliche Dimensionen erreicht die Anzahl der mir geläufigen Lieder, die unter dem Namen "Prisoner" firmieren. Vorliegende, eben diesen Titel tragende Nummer von Stuart Smiths Band Heaven & Earth wurde co-komponiert von Ritchie Blackmore, ist aber keine mittelalterliche Folklore, sondern gefälliger, leicht verdaulicher, aber trotzdem nicht belangloser Rock mit bluesigen Einflüssen und einem Altbackenheitsgrad von 100%, was hier kein Kritikmerkmal darstellen, sondern lediglich ein Mittel der musikalischen Umschreibung sein soll. (Im übrigen ist diese musikalische Nostalgie im Verlauf dieser Zusammenstellung des öfteren zu finden ... Warum auch nicht?) Die nun folgende Offenbarung von Kip Winger ist der wohl ungewöhnlichste Song innerhalb des musikalischen Rahmens des Union-Samplers. Sich irgendwo zwischen trübsinniger Nachdenklichkeit und emotionaler Ergebenheit bewegend, kommt "Cross" gänzlich ohne verzerrte Gitarren aus, ist dabei aber eher aufwühlend als beruhigend. Wunderbar, wirklich ... Nichts anzufangen weiss ich dagegen mit "Forever You And I" von Prime Time. Dass der Härtegrad der Musik bei dieser Band definitiv schon einmal höher war, muss ja nicht eine Einbuße an Qualität bedeuten; leider hat die aus Mitgliedern von Elegy, Narita und Royal Hunt bestehende dänische Formation auch an Klasse verloren und bietet inzwischen nicht sonderlich sinnreichen Mainstream-Rock inklusive "Naaa, Naaa, Naaa ..."-Passagen und grausamem Kitschrefrain. Hilfe!!! Brad Gillis (Night Ranger) kann mit "Eyes" powervollen, extravaganten aber nicht wirklich zwingenden Hardrock aufbieten und auch Ian Ashley Hersey sorgt mit dem von Paul Shortino (Rough Cutt, Quiet Riot) gesungenen, aber mir auf kuriose Weise nichtssagenden "Hold On" nicht gerade für Begeisterungsstürme meinerseits. In Kollaboration mit dem hier nun schon zum dritten Mal erwähnten Gary Hughes schrieb Magnum-Sänger Bob Catley sein drittes Soloalbum "Middle Earth". So klingt der hier vorliegende Track "Return Of The Mountain King" dann auch streckenweise sehr nach Ten, ist durchweg sehr pompös gehalten und hat ein kurzes, recht interessantes, weil in diesem Lied irgendwie deplatziertes, psychedelisch anmutendes Gitarrensolo vorzuweisen. Die erste CD beenden tut das an Thin Lizzy erinnernde "One Love, One Live" der mir völlig unbekannten Bailey's Comet, welches mich spätestens ab dem schönen Refrain überzeugt hat. Kürzer fassen will ich mich bei der zweiten "Union"-CD, welcher definitiv, wie schon erwähnt, weniger Highlights aufgebrannt wurden als schon besprochener erster Scheiblette. Zu diesen zählt zum Beispiel "The Kid Could Play" von Seventh Key (die Rezension der ganzen Platte von Seventh Key findet ihr ebenfalls im CrossOver-Netz), "Up All Night" von Terry Brock (Ex-Strangeways-Sänger, jetzt bei The Sign), welches wie eine härtere Variante von Toto tönt, oder Hushs "Don't Say Goodnight" (anspruchsvoller Melodic Rock). Für erfreutes Ohrenwackeln sorgen außerdem Under Suspicion, denen man konzedieren muss, mit "Love Without A Net" den härtesten Beitrag zu dieser Compilation geliefert zu haben und als interessant erweist sich "Rainy Monday" von Skin Tag, da die erwartete Explosion beim Refrain ausbleibt (die meisten hier zu hörenden Bands konzentrieren sich auf sich in irgendeiner Weise hervorhebende Refrains), ohne dass dem Lied dadurch etwas fehlen würde. Wie eine in irgendeiner Art und Weise gesteigerte Version von U2 klingt das Ganze jedoch nicht - oder was soll sonst das angefügte "Special U4 Mix" bedeuten? Der verbleibende Rest ist manchmal leider nicht mehr als biederer Durchschnitt, wobei betreffende Stücke (u.a. Stan Bush, Giant, Hurricane) jedoch keine Totalausfälle markieren, sondern durchaus ohne verbleibenden Schaden konsumierbar sind und sicher auch ihre Liebhaber finden werden. Die kurzen Informationen zu den einzelnen Bands im 11-seitigen Booklet - viele Sampler heutzutage beinhalten ein solches nicht einmal - runden den (relativ) positiven Gesamteindruck dann noch so gekonnt ab, dass ich nicht umhin komme, von einer trotz gelegentlicher Talfahrtphasen gut gelungenen Veröffentlichung zu sprechen.
Kontakt: www.frontiers.it



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