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V.A.: Spiritual Possessions
von ta
(Violent Journey Records)
Das kleine finnische Label Violent Journey Records liefert auf der vorliegenden Kompilation 79:24 mit finnischem Metal vollgepackte Minuten.
ADASTRA eröffnen das Musikantenstadl mit truestem True Metal irgendwo zwischen Iron Maiden und Jag Panzer. Die Eigenglorifizierung "Adastra" ist zwar in etwa so originell wie Pinkeln auf Toilette und endet mit dem Vers "Feed The Flames", aber es soll ja Leute geben, die so was mögen.
CHAOS CREATION spielen Thrash Metal in bester 80er-Manier, aber völlig rumpelfrei. Sie haben außerdem einen Sänger, der einen gewissen Hardcore-Touch einbringt, außerdem gibt es ein paar Tankard-artige Gruppenshouts. Technisch und was die Produktion betrifft spielt die Truppe auf Profi-Niveau.
Mit FORCE MAJEURE wird wieder zum True, besser Power Metal zurückgeschwenkt. Was bei Adastra noch Schmackes hat, wird hier zum typischen 90er-Gefiedel mit Key-Teppich und Eierkneifergesang a la Edguy. OK, das Gescreame in den Strophen bringt etwas Aggression rein und der Refrain ist arg cheesy, aber setzt sich im Ohr fest. "I Hear Voices" eben.
Dann ist Schluss mit lustig. ANTARKTIS UTOPIA speisen in ihren tiefgestimmten, schnellen Death Metal proggige Ruhe-Passagen und einen schwebenden Melodic-Death-Refrain. Die Riffs von "The Shape Of Things To Come" sitzen, die Band ist einerseits streckenweise ordentlich derb, beweist aber auch - bspw. beim Gitarrensolo - Musikalität und kann grooven. Gute Mischung, guter Song.
MILLENIA spielen auf "Broken Kingdom" schnellen, aggressiven Metalcore mit Hang zum Thrash Metal a la Hatesphere. Kompetent gezockt, aber komplett austauschbar.
Bei "The Unhuman" von MADNESS CO. gibt es mittelschnellen Thrash/Death ohne irgendwas Denkwürdiges außer einem engagierten Gitarrensolo.
"Hollow Moment" ist etwas origineller. Der Midtempo-Thrash von MY FUNERAL kommt einigermaßen modern und groovig daher, bleibt aber von Neo-Thrash dennoch weit entfernt. Das Leitriff ist zwar etwas lahm, dafür gefällt der Refrain mit hintergründigen Gitarrenleads.
SOULWOUND bringen mit "Veins" wieder etwas Tempo rein. 80er-Thrash mit viel Ufta-Beats, einem heiseren Schreisänger und ordentlichem Anschlagstempo auf den Gitarren. Nicht übel.
BEAUTIFUL BETRAYAL haben sich inzwischen aufgelöst. Sie spielen auf "A Step From The Dark" Gothic Metal, wie er zur Zeit mächtig angesagt ist: Nur Frauengesang, schwermütig, aber auch mit viel Pop-Appeal. Die meditative Stimme von Heidi Mannström erinnert sehr an Rosan van der Aa, die seinerseits bei den Niederländern Orphanage sang. Musikalisch erinnert das Ganze gelegentlich etwas an Paradise Lost zu "One Second"-Zeiten. Schöner Song irgendwie.
CHAOSWEAVER mischen Death und Black Metal zu einem flotten Beieinander aus sinfonischen Keyboards, tiefgestimmten Riffs, Schweden-Leads und mittelhohem Gesang, der genau zwischen beiden Stilen steckt. Ich kann dieses Bombast-Feeling zwar persönlich eigentlich nicht mehr ausstehen, aber in "Horned Serpent" ist es originell eingewoben. Hörenswert.
"Turn To Dust" von FOURPOINTSIX ist in der einen Hälfte der Strophe Six Feet Under-Death, im zweiten Teil Groove-Metal mit hohen Screams und im klar gesungenen Refrain Metalcore. Beim instrumentalen Mittelteil kommen sogar atmosphärische Keyboards rein, die so eher zu irgendeinem Düster-Metal aus Skandinavien passen würden. Interessante Mixtur auf jeden Fall, die überraschend homogen wirkt.
SATORIUM kredenzen mit "Whispering Voices" Thrash Metal in Punk-Tempo und einem Sänger, der etwas nach Würstchenbude klingt. Passt schon.
Bei "Crawling Towards The End" von LIE IN RUINS gibt es ordentlich nach Schweden tönenden Midtempo-Death um die Lauscher. Der Song ist knackig kurz und deswegen durchweg unterhaltsam.
SWATH und "Slightly Inconvenient", das ist - wieder mal - flotter Thrash/Speed Metal mit ordentlich 80ern, besonders im Gesang. Hat Schmackes, wirkt ambitioniert, wird gut gespielt, sticht aber nicht hervor.
BOTNIA heißen heute Karaistus, ihr Beitrag "Enkeli" ist - wen überrascht's? - Thrash Metal, ebenfalls einigermaßen weit nach hinten blickend und völlig frei von Metalcore-Späßchen.
Mit SYNESTESIAs "Uhrimieli" bekommt man endlich mal wieder was Anderes: Melodic Death, der streckenweise sogar einigermaßen eigen klingt. Fein ausjustierte Gitarrenharmonien, bangbares Midtempo, ein aggressiver Brüllmax hinterm Mikro und zu guter Letzt finnische Texte. Sehr anständig.
PAHA spielen auf "Misantropia" etwas sehr Feines, das ich schwer beschreiben kann. Der Song groovt, der Gesang wechselt zwischen zweistimmigen, irgendwo zwischen Prog und Metalcore hängenden Passagen und einem Grindcore-mäßigen Brüllgesang; aber das Endergebnis ist auf keinen Fall Metalcore, dafür sind die Riffs zu groovig und fehlt jegliche Schweden-Kante. Klingt alles etwas eigenartig, aber ist ziemlich cool.
"Scars" von THRACIAR ist Death Metal, größtenteils Midtempo, und stampft ganz gut. Die Gitarrenarbeit ist seltsam: Einerseits ziemlich primitives Akkordgeschrubbe, dann aber auch mit schrägen Leads ausstaffiert, die permanent den Tritonus zu umspielen scheinen. Das Gesamtergebnis ist deshalb recht düster und interessant.
JOUKKOMURHA spielen dann auf "Satan Fukk" wieder diesen Thrash Metal, den man bereits vor dem Hören kennt. Schwedisches Riffing hier, Ufta-Beats dort, Schreihals am Mikro, links rein, rechts raus.
VULNERABLE CORPSE kopieren in den ersten Sekunden von "Sabotage" erstmal "Spoken Words Of Venom" von Naglfar, spielen dann aber schnellen Thrash Metal mit Blick auf die 80er und Mitgrölrefrain. Hatten wir ja hier noch nicht.
Mit "Heavy Metal Drinkers" schließt sich der Kreis zum Eröffnungssong und es wird wieder true und dermaßen 80er, dass man sich ein Grinsen nicht verkneifen kann. Irgendwo zwischen der kompletten frühen NWoBHM und Accept lärmen sich ARMOUR durch den letzten Song der Zusammenstellung, Gesang a la Udo Dirkschneider inklusive.
Fazit: Man kann es schwer übersehen, die Originalität der meisten Combos liegt bei irgendwas zwischen 0 und 10% und besonders Thrash Metal scheint sich in der finnischen Metallerzunft einer ordentlichen Beliebtheit zu erfreuen. Die Bands treten hierbei alle sehr professionell und spielstark auf, sind außerdem durchweg gut produziert. Wen das fehlende Bewusstsein für musikalischen Fortschritt nicht stört, der ist mit dem Sampler bestens beraten. Meinereiner, der permanent nach etwas Neuem gesucht hat, ist schlechter bedient. Highlights des Samplers sind für mich Antarktis Utopia, Beautiful Betrayal und Paha.
Laut der Webseite des Labels ist der Sampler übrigens inzwischen ausverkauft.
Kontakt: www.violentjourneyrecords.com
Tracklist:
01. Adastra - Adastra
02. Chaos Creation - Obsessive Submissive
03. Force Majeure - I Hear Voices (Unmastered)
04. Antarktis Utopia - The Shape Of Things To Come
05. Millenia - Broken Kingdom
06. Madness Co. - The Unhuman
07. My Funeral - Hollow Moment
08. Soulwound - Veins
09. Beautiful Betrayal - A Step From The Dark
10. Chaosweaver - Horned Serpent
11. Fourpointsix - Turn To Dust
12. Satorium - Whispering Voices
13. Lie In Ruins - Crawling Towards The End
14. Swath - Slightly Inconvenient
15. Botnia - Enkeli
16. Synestesia - Uhrimieli
17. Paha - Misantropia
18. Thraciar - Scars
19. Joukkomurha - Satan Fukk
20. Vulnerable Corpse - Sabotage
21. Armour - Heavy Metal Drinkers
© by CrossOver
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