ZENO MORF: Zeno Morf von rls
Zeno Morf sind so etwas wie Urgesteine der norwegischen Traditionsmetalszene, ihre Gründung datiert bereits von 1987. Aber Bandkopf Erik Westerlund schaffte es irgendwie nie, eine stabile Besetzung zusammenzustellen, und so dauerte es immerhin 22 Jahre bis zum nun vorliegenden Release des selbstbetitelten Debütalbums, wobei man bemerken muß, daß zwischendurch auch mal acht Jahre komplett pausiert wurde. Aber selbst die vorliegenden elf Songs waren ursprünglich nicht in dieser Form als Album gedacht, sondern stammen aus zwei verschiedenen Sessions. Fünf Songs sind alten Datums, also wohl vor der achtjährigen Pause (heißt: 1996 oder früher) komponiert; sie wurden bereits 2004/2005 eingespielt, nachdem die Band als eine Art Sideproject von Thundra wieder ins Leben gerufen worden war. Thundra hatten es mittlerweile zu einiger Popularität gebracht, und zu ihren Gründungsmitgliedern zählte Harald Magne Revheim, der früher bei Zeno Morf getrommelt hatte und der nach der Revitalisierung auch wieder hinter dem Zeno Morf-Kit Platz nahm und gleich noch seinen Leadgitarristen und seinen Bassisten (letzteren als Aufnahmetechniker) mitbrachte. Diese Besetzung spielte acht alte Songs ein, von denen drei in den Archiven verblieben und fünf nun in digitaler Form vorliegen. Danach ging es aber wieder nicht richtig vorwärts, da vor allem die Thundra-Mitglieder die Doppelbelastung nicht stemmen konnten, und so wurden die anderen sechs Songs 2008 in bis auf Westerlund und ohrenscheinlich auch Sänger Terje S. Sidhu komplett neuer Besetzung eingespielt. Westerlund hatte früher selbst gesungen, aber die aktuelle Besetzungsliste gibt Sidhu als Sänger an, so daß davon auszugehen ist, daß dieser zumindest auf den sechs neuen Songs, zu denen er überwiegend auch die Texte beigesteuert hat, zu hören ist - der Gesang der alten Aufnahmen unterscheidet sich allerdings nicht sonderlich von dem der neuen, abgesehen davon, daß "Road Of No Return", der Opener neueren Datums, und auch andere der neuen Songs einige kleine Treffsicherheitsprobleme offenbaren, die es im alten Material so nicht gab. Das wäre allerdings das einzige Indiz für die These, daß Westerlund die alten Aufnahmen noch selber eingesungen haben könnte, wir also hier zwei sehr ähnliche Vokalisten hören, die beide zur rauheren Sorte gehören, aber im Vergleich zu etwa Grave Diggers Chris Boltendahl noch im gemäßigten Bereich bleiben. Kleine Unterschiede der beiden Sessions bemerkt man u.a. am Rhythmusgitarrensound (in den neuen Aufnahmen etwas voluminöser), an der Baßpositionierung im Gesamtmix (in den neuen Aufnahmen etwas dominanter) und in der Leadgitarrenarbeit (in den neuen Aufnahmen stark auf die eigentlichen Solospots fokussiert, in den alten Songs dagegen häufiger mal eine Zwischenmelodie in eine Bridge einstreuend oder über ein Riff noch einen schnellen Melodielauf legend, wie man es auch von Thundra kennt - kein Wunder, denn das sind ja die Aufnahmen, in denen Thundras Thor Erik Helgesen Leadgitarre spielt). Mächtige Accept-/HammerFall-/Running Wild-Chöre gibt es dagegen in beiden Inkarnationen zur Refrainunterstützung zu hören, und auch am Tempomanagement läßt sich nur bedingt eine Unterscheidungsaussage treffen, da es in beiden Versionen sowohl Midtempostampfer als auch flottes Ufta-Ufta gibt, wobei letzteres mitunter ein paar NWoBHM-Einflüsse transportiert. Aber summiert kommen die alten Tracks doch etwas schneller zum Ziel, wobei natürlich unklar bleibt, welches Tempo die drei hier nicht veröffentlichten Songs gehen. Generell schlagen Zeno Morf eine Klinge, die im Gegensatz zu Artch, der großen alten norwegischen Metal-Legende, komplett ohne Einflüsse Iron Maidens auskommt. Die Songs bleiben allerdings grundsätzlich dem traditionellen Metal verhaftet - kein Prog, kein Thrash, kein Death, kein Black und erst recht nichts Modernes, nur "Legion Of Doom" kratzt mit seinem schleppenden Tempo titelgemäß ein wenig am Doom Metal. Das verschafft der Band Achtung bei der Zielgruppe, also den Besuchern des Keep It True-Festivals, wobei sich Zeno Morf zugutehalten können, im Gegensatz zu manch anderer Band gleicher Stilistik die meisten Klischeeklippen erfolgreich umschifft zu haben. Die Lyrik sollte man von dieser Feststellung ausnehmen, denn da gibt es wenig Substantielles zu berichten - immerhin ist mit "Metal Blast" eine schöne Hymne dabei, die ähnlichen Exempeln wie Gamma Rays "To The Metal" durchaus ebenbürtig genannt werden darf und mit ihrem Refrain auch so ein bißchen das Glanzlicht einer ansonsten durchaus gutklassigen, aber nicht weltbewegenden Dreiviertelstunde Metals darstellt (einzig das flotte kurze "The Fire Inside" kann auf ähnlicher Höhe bestehen). Man macht als Genrefreund mit dem Erwerb also definitiv nichts falsch, aber in der Livesituation dürfte der Unterhaltungswert der Band durchaus noch höher sein als auf Konserve.
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