von rls
Preisfrage: Sie sind ehemalige Thomaner und haben sich mit einem Vokalensemble selbständig gemacht - wie heißen sie? In 99 von 100 Fällen dürfte jetzt die Antwort "Na, das sind doch die Prinzen!" kommen. Es gibt allerdings noch (mindestens) zwei weitere Truppen, die mit der gleichen Reputation hausieren gehen können. Eine davon nennt sich Amarcord, besteht seit 1992 und hat im Sommer 1997 das Debütscheibli namens "Insalata a cappella" vorgelegt. Und getreu dem Motto "Was drauf steht, das ist auch drin" hat der Sechser (zwei Tenöre, ein Bariton, zwei Bässe sowie Ensemblekopf Alexander Gosch) einen schmackhaften A cappella-Salat zusammengerührt. Die Zutaten reichen dabei von postmittelalterlichen Madrigalen und Robert Schumann über negroide Spirituals bis zu Sinead O´Connor. Daß sich unter den 28 Tracks (27 reguläre und ein Hidden Track) auch der eine oder andere Füller findet, ist sicherlich ganz natürlich. So haut mich Franz Schuberts "Geistertanz" keineswegs vom Hocker (mit Schubert-Liedern hatte ich allerdings schon immer Probleme), und auch den Hidden Track habe ich schon in bedeutend besseren Versionen gehört. Dem gegenüber steht eine ganze Latte gutklassiger Sachen, aus denen Carl Zöllners "Speisezettel" noch einmal turmhoch herausragt. Den absoluten Höhepunkt aber haben sich Amarcord bis zum Schluß aufgehoben: Die Opernparodie "Insalata Italiana" von Richard Genée MUSS man einfach gehört haben. Daß die Herren technisch sauber singen können, war ja zu erwarten (Thomaner wird schließlich nicht jeder). Und doch kann mich der Silberling nicht restlos überzeugen. Auch Amarcord haben es nämlich nicht geschafft, die Magie ihrer Liveauftritte mit auf die CD zu pressen. Wer also schon das Vergnügen hatte, die Herren livehaftig zu erleben, dem wird die Tonkonserve etwas blutarm vorkommen, auch wenn die Produktion kristallklar ausgefallen ist. Schließlich muß auch das Coverartwork als recht einfallslos gegeißelt werden.
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