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ANATHEMA: Judgement
von rls

ANATHEMA: Judgement   (Music For Nations)

Als Anathema 1991 anfingen, spielten sie extrem doomig-langsam dahinschleichenden Death Metal, der bisweilen an die frühen Tage von Paradise Lost erinnerte, aber auch diverse Ausflüge in andere Genres unternahm (man erinnere sich an das 23:23 min kurze "Dreaming: The Romance" von 1993, in dem ein einziger, im Hintergrund durch den Äther schwebender Ton in mehrminütigen Intervallen kleinen Variationen unterzogen wurde). Nun, träumerische Romantiker sind Anathema immer noch, aber mit Death Metal haben sie seit Jahren nichts mehr am Hut. Das macht die Aufgabe, den heutigen Sound des britischen Quartetts zu beschreiben, aber auch nicht einfacher. Sicherlich, dem Gothic Metal-Genre sind auch die 13 Songs von "Judgement" einwandfrei zuzuordnen, indes haben sich Anathema innerhalb dieser Schublade ein eigenes Plätzchen erkämpfen können. Vincent Cavanaghs charakteristischer Gesang, emotionsgeladen, mitunter auch ein wenig weinerlich, weist hohen Wiedererkennungswert auf, und die von ihm sowie seinem Bruder Danny eingespielten Gitarren erzeugen ein ums andere Mal die Anathema-typischen, britisch-verregnet klingenden Melodiebögen, so daß sich durchs ganze Album hindurch eine auch durch die recht traurig klingenden Lyrics untermalte, zwischen verträumt und melancholisch pendelnde Atmosphäre zieht. Und das ist gleichzeitig auch das Hauptproblem von "Judgement": seine Gleichförmigkeit. Wirklich herausragende Songs sucht man in der ersten Albumhälfte leider vergebens, erst der an achter Position plazierte Titeltrack läßt aufhorchen (und wird nach 4:20 min derart ruppig abgewürgt, daß man versucht ist, an einen Preßfehler zu glauben), und danach folgen mit "Don't Look Too Far", "Wings Of God" oder "Anyone, Anywhere" noch einige weitere Songs vom gleichen Kaliber (wohingegen das Rausschmeißerinstrumental "2000 & Gone" wieder in den alten Trott zurückfällt). Diese Songs retten "Judgement" zwar noch auf ein Level, von dem 80% aller anderen Düsterromantiker nur träumen können, aber an den Meilenstein aus dem Hause Anathema, das 1996er Opus "Eternity" (auf dem übrigens noch der alte Bassist Duncan Patterson zu hören war, der auch die absoluten kompositorischen Highlights beisteuerte), kommen Cavanagh & Co. wieder einmal nicht heran.



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