www.Crossover-agm.de COTU COTU: Cellorism II
von rls

COTU COTU: Cellorism II    (Eigenproduktion)

Das sind nicht etwa drei Chinesen mit 'nem Kontrabaß, sondern drei Japaner mit Celli, die wohl sowas wie Fernosts Light-Antwort auf Apocalyptica darstellen. Im Unterschied zu den Finnen vertonen Kota Miki (rechts), Hiromiti Sakamoto (links) und Kenji Sato (Mitte) aber ausschließlich Eigenkompositionen, und der Terminus "Light-Antwort" erklärt sich aus der Tatsache, daß Cotu Cotu ihre Verzerrer und Verstärker längst nicht so weit aufreißen wie die Apokalyptiker, was zu einem noch halbwegs traditionsbewußt zu nennenden Sound führt. Trotzdem sind die Japaner noch verrückt genug, um dem Normalohörer riesige gußeiserne Fragezeichen vor den Schädel zu werfen, was alleine schon durch Songtitel a la "Mementomori and Propaganda" oder "Sanatorium pod Klepsydra" dokumentiert wird, wodurch zugleich ein weiterer Beweis für die These, daß der gemeine Japaner gerne in Fremdsprachen kommuniziert, ohne aber z.B. mehr als 100 Worte Englisch zu beherrschen, erbracht wird. Folgerichtig sind drei Songs japanisch betitelt, was mich nun wieder vor die Probleme stellt, erstens das nicht übersetzen zu können und zweitens die betreffenden Schriftzeichen gerade nicht auf meiner Tastatur zu finden.
Rein musikalisch hält sich der Abgedrehtheitsgrad indes noch in Grenzen. Miki, Sakamoto und Sato pendeln zwischen süßlichen Harmonien und wildem Geschrubbe, haben mit dem japanisch betitelten sechsten Track sowas wie 'ne Ballade geschrieben, deren Hauptriff ein bißchen an die Melodyline von "Der Mond ist aufgegangen" erinnert, und leiten das folgende "Sanatorium pod Klepsydra" mit Meeresrauschen und herrlich schiefem, an eine volltrunkene Wikingerfamilie erinnerndem Chorgesang ein. Die neun im Juni 1999 aufgenommenen Tracks bringen es zwar lediglich auf die magere Spielzeit von reichlich 28 Minuten, aber dafür stimmt wenigstens die Qualität, und Langeweile kommt auch keine auf. Die Aufmachung des Silberlings ist was zum Angeben, denn wer in Mitteleuropa besitzt schon eine CD in einer handbemalten tapetenartigen Reispapierhülle?
Fragt sich jetzt nur noch, wo man "Cellorism II" (der Titel assoziiert, daß es vorher schon "Cellorism I" gegeben haben müßte, aber dessen Existenz blieb mir bisher apocryph) herbekommt. Wenn man die Herren nicht gerade mal live erwischt (sie waren auch schon in Leipzig), hilft dem Interessenten vielleicht eine Email an afg@netlaputa.ne.jp oder ein Besuch auf:
http://www.netlaputa.ne.jp/~afg/index.html





www.Crossover-agm.de
© by CrossOver