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"Das Leben ist schön"
von Matthias Gehler
(Columnäe aus CrossOver
2/99)
"Das Leben ist schön"
- so heißt ein Film, der mit der Leichtigkeit des Seins höchst
Dramatisches zu bewältigen sucht. Unterhaltung hilft über den
Alltag. Sie ist nicht immer angebracht, aber notwendig, ist gewollt und
begehrt. Die meisten Leute schalten das Radio ein, um durch den Tag musikalisch
begleitet zu werden. Der Hörfunk ist ein Nebenbei-Medium. Radiosender,
die das erkannt haben und Unterhaltungsmusik bieten, erfreuen sich einer
hohen Akzeptanz. Das ist Unterhaltungskunst! Radio ist mit zirka 83 Prozent
das meistgenutzte Medium überhaupt - wegen der Unterhaltung. Maßstäbe
in der Musik setzt nicht nur der, der sie macht, sondern auch der Zuhörer.
Dies geschieht äußerst subjektiv. Manche meinen allen Ernstes,
englischsprachige Musik wäre grundsätzlich von höherer Qualität.
Ihr Lächeln über deutschsprachige Radioprogramme mimt den Blick
des Intelligenteren über den Dümmeren. Oft verstehen sie selbst
nicht, was sie hören, und nehmen nicht wahr, daß es sich teilweise
um die gleiche Drei-Kadenz-Musik handelt wie beim volkstümlichen Schlager.
Ich rede nicht über Klassik, Jazz, Spirituals oder andere handwerkliche
Musikformen, sondern über die breite Akzeptanz von Unterhaltungsmusik.
Wer vom Radio mehr will als
das, gehört zu einer Minderheit. Radio für "Auserwählte"
hat seine Berechtigung, aber berechtigt nicht, über den Dudelfunk
indifferenziert zu klagen. Es kommen in Zeitungen, Talkshows und bei wichtigen
Kongressen meist nur die "Auserwählten" zu Wort, Redner aus Politik,
Kultur und Religion sprechen von Werten, die erhalten werden müßten,
bedenken oft aber nur wenig, daß Unterhaltung auch einen Unterhaltungs-"wert"
hat. Masse ist nicht Klasse - aber die Klasse der Masse wiegt schwer. Es
hilft nichts, im Zeitalter der leider zuwenig praktizierten Hausmusik die
Volksmusik, den Schlager und die einfachen mitsingbaren unterhaltsamen
Formen totzureden. Dann reduziert sich alles nur noch auf Genies.
Ob christliche Jugendmusik
immer nur "hoch anspruchsvoll" und ausschließlich eine messianische
Botschaft beinhalten muß, zweifle ich an. Kann sie nicht einfach
auch Musik sein, die von Christen gemachte Unterhaltung ist? Vielleicht
kommt es dabei mehr auf die an, die mittanzen, mitsingen und mitmusizieren.
Sonst stehen wir in Gefahr, dem Rummel um die Stars genauso zu erliegen.
Musik ist auch Freude. Jeder Liedermacher, jede Gruppe, jeder Musiker und
Sänger, Texter und Komponist weiß, daß ihm die Leute davonlaufen,
wenn er hochqualifiziert bierernst bleibt.
Eine frohe Botschaft darf darin
bestehen, daß Menschen Musik machen, die schlicht und einfach froh
sind.
Matthias Gehler ist Hörfunkchef
von MDR 1 Radio Thüringen, war früher u.a. Pfarrer, Journalist,
Liedermacher, Regierungssprecher und Berater beim Rundfunkbeauftragten
für die Neuen Bundesländer.
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