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Kellerband
von rls anno 1998
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Funpunk? Keineswegs. Mit
‘ner dergestalt zu Werke gehenden Truppe namens Kellergeister irgendwo
aus dem Rheinland hat die Kellerband aus dem Großraum Görlitz
nicht allzuviel am Hut. Alles weitere erzählen euch die Jungs am besten
gleich selbst:
Standardfrage zu Beginn:
Wie sieht die Geschichte der Kellerband aus?
„Die Ursprünge der
Kellerband gehen auf einen Bandworkshop im Görlitzer Jugendhaus ‘Wartburg’
im Jahre 1993 zurück. Wir gründeten uns mit dem Anliegen, christliche
Jugendlieder zu begleiten.“
Von den Bands, die ich
bisher im CrossOver interviewt habe, dürftet ihr der Besetzungswechselkönig
sein. Wie viele Leute waren denn schon Kellerband-Mitglieder?
„Die derzeitige Besetzung
der Kellerband ist folgende: Uwe Kiesel (Schlagzeug), Daniel Alter (Baß),
Stefan Biele (Gesang, Gitarre, Trompete), Stefan Gröll (Gitarre) und
Christian Steinert (Tasteninstrumente). Das sind also fünf Leute.
Seit den Anfängen haben bisher vier weitere Musiker mitgespielt: Johannes
Werner (Gesang), Robert Gasse (Saxophon), Lars Irrgang (Gitarre) und Daniel
Jordanov (Baß). Mitgezählt sind dabei nur Leute, die auch mal
bei einem Auftritt mitgespielt haben.“
Dann reduziert sich die
Zahl natürlich ein bißchen. Themenwechsel: Der Name „Kellerband“
wurde ja eigentlich durch euren Proberaum im Keller des Jugendhauses „Wartburg“
inspiriert und war ursprünglich nur als Provisorium gedacht. Nun heißt
ihr aber schon fünf Jahre so ...
„Jaja, stimmt schon. Uns
ist nur noch nix Besseres eingefallen. Aber mittlerweile haben sich die
Leute - und auch wir als Band - an diesen eher einfallslosen Namen gewöhnt.
Jetzt noch den Namen zu ändern, erscheint uns wenig sinnvoll. Du weißt
schon, die Macht der Gewohnheit ...“
Eure Musik deckt ein
ziemlich breites Spektrum ab - zwischen Beatles, Blues, Jazz, kirchlichen
Jugendliedern und Den Doofen ist recht viel Platz. Wie kam’s zu dieser
Mixtur?
„Für neun verschiedene
Musikgeschmäcker ist das musikalische Spektrum doch gar nicht so groß,
oder?“
Stimmt auch wieder. Apropos
Die Doofen: Von denen covert ihr live gleich drei Songs. Hat das besondere
Hintergründe? (Pädagogische vielleicht ...?)
„Mmh, du liegst gar nicht
so falsch betreffs pädagogischer Absichten. Lars will nämlich
Lehrer werden ... Aber jetzt im Ernst: die Doofen-Songs spielen wir nur
zu ‘ausgewählten’ Anlässen ...“
Außerdem covert
ihr auch noch „Knocking on heaven’s door“ aus der Feder des Herrn Dylan.
Warum ausgerechnet diesen Song, den nun wirklich jede zweite Nachwuchsband
im Repertoire hat, zumal eure Version meiner Meinung nach auch nichts gesteigert
Originelles zu bieten hat?
„Wir dachten nur einfach,
ein paar Rock-Klassiker könnten nicht schaden. Tun sie anscheinend
auch nicht. Das Publikum singt immer wieder begeistert mit.“
Außer auf eigenen
Konzerten spielt ihr auch zu Jugendgottesdiensten oder Jugendabenden. Ich
nehme an, daß ihr euer Programm dann je nach Veranstaltung variiert
...
„In der Tat; bestimmte Publikumserwartungen
muß man einfach bedienen. Trotzdem versuchen wir eigentlich immer
eine bunte Mischung - egal, wo wir spielen.“
Wie reagiert eigentlich
ein eher weltlich geprägtes Publikum auf einem „normalen“ Konzert
von euch, wenn da auf einmal „Gott ist gut“ in der Setlist steht?
„Um ehrlich zu sein, so
weltlich ist unser Publikum meist nicht. Das liegt sicher daran, weil wir
uns eher einen Namen in der ‘frommen’ Szene hier im Niederschlesischen
gemacht haben. Fragen bezüglich religiöser Texte sind deshalb
bei ‘normalen’ Konzerten eher die Seltenheit.”
Christian, du hattest
mit Dark Heaven auch noch ein elektronisch angehauchtes Nebenprojekt, das
es immerhin zu einer Tape-Aufnahme brachte, dessen einziger Livegig im
April 94 aber nur mit Hilfe der Kellerband zustande kam. Vielleicht ein
paar Worte zu Dark Heaven; kriegt man das Tape noch, ist vielleicht gar
eine Reunion geplant?
Christian: „Dark Heaven
war ein Studio-Projekt und wurde für mich bald uninteressant, da ich
lieber mit echten Musikern spielen wollte. Das Tape gibt’s nicht mehr,
auch eine Reunion ist höchst unwahrscheinlich - dazu haben sich die
Beteiligten zu sehr aus den Augen verloren.”
Etwas ungewöhnlich
schien mir, daß Drummer Uwe auch Songs schreibt (“Liebeslied”, “Die
Einsteiger”), was ja nicht allzu viele seiner schlagzeugenden Kollegen
tun. Wie kümmt’s?
Uwe: „Ich spiele nicht nur
Schlagzeug, sondern auch Flöte, Gitarre und ab und zu Taste. Ich experimentiere
gern mit Harmonien, und so entstanden dann die Songs.”
1996 gab es einen Anlauf,
um eine Tonkonserve aufzunehmen, der aber mittendrin abgebrochen wurde.
Warum?
„Jaja, das war eine kritische
Situation für das Bandklima. Wir hätten uns beinahe verkracht.
Uns fehlten einfach die nötige Perfektion, Zeit und Geduld, um so
eine Mehrspur-Aufnahme zu machen.”
Im Herbst 1996 habt ihr
auf dem ökumenischen Kirchentag in Wisla (die Stadt schreibt sich
übrigens mit diesem durchgestrichenen l, aber das finde ich auf meiner
Tastatur gerade nicht ...) gespielt. Beschreibt mal eure Erfahrungen!
„Ohne übertreiben zu
wollen, dieser Auftritt war ziemlich wichtig für die Band. Die Begeisterung
der Leute bei dem Konzert in Wisla hat uns unheimlich Auftrieb gegeben.
Interessant war es auch, die anderen Bands aus Polen und Tschechien zu
hören.”
Spielt ihr eigentlich
öfter in Polen oder in Tschechien?
„Nein, eigentlich überhaupt
nicht. Dazu fehlen leider die Kontakte. Hier spielen vielleicht Berührungsängste
und Vorurteile in Organisationskreisen immer noch eine große Rolle,
auch gerade hier in Görlitz-Zgorzelec.”
Nach Christian ist Stamm-Gitarrist
Lars Irrgang jetzt schon der zweite Kellerbandler, der in Nashville, Tennessee
studiert. Was hat dieser Ort außer Country und Whisky so Anziehendes
zu bieten?
Christian: „Eigentlich nicht
viel. Dafür gibt es eine ganz andere und einfache Erklärung:
Lars und ich studieren beide Englisch an der TU Dresden. Das Institut für
Anglistik/Amerikanistik der TU Dresden wiederum hat ein Austauschprogramm
mit der Belmont University in Nashville, Tennessee. Deshalb also.”
Christian, du hast dir
ein Wurlitzer E-Piano aus den USA mitgebracht. Als nicht so gesteigert
Instrumentenkundiger muß ich mal fragen, was denn das Besondere an
so einem Ding ist, daß man es sich extra aus Amerika mitbringt?
Christian: „Bei diesem E-Piano
erfolgt die Klangerzeugung noch elektro-akustisch. Kleine Hämmerchen
‘hämmern’ auf kleine Metallzungen, und die entstehenden Schwingungen
werden dann durch kleine Magnetspulen (ähnlich einem Tonabnehmer bei
einer Gitarre, glaube ich) aufgefangen und danach verstärkt. Oder
mit anderen Worten: Das Teil ist uralt und relativ selten in Europa.”
Ihr plant demnächst
eine Kooperation mit dem Görlitzer CVJM-Chor. Ist da schon was spruchreif?
„Nein, im Moment ist da
noch nichts absehbar. Durch vielfache andere Verpflichtungen haben wir
als Band derzeit genug Schwierigkeiten, einen geregelten Probenrhythmus
zu organisieren.“
Was passiert eigentlich
mit den „Aushilfen“ Stefan Gröll und Daniel Alter, wenn die Stammbesetzung,
soll heißen, auch Lars Irrgang und Bandgründer Daniel Jordanov,
wieder komplett im Lande ist?
„Ach, das sehen wir gar
nicht so problematisch. Bisher hat die Kellerband schon viele Besetzungswechsel
überstanden. Im Moment denken wir, daß es nicht schaden kann,
eine Zweitbesetzung zu haben.“
Dürfte ‘ne relativ
einmalige Konstellation sein. Anyway: Welche Zukunftspläne hegt ihr?
„Ganz wichtig ist es, daß
wir wieder regelmäßig proben. Nur so ist effektive Bandarbeit
möglich, die uns dann auch erlaubt, auf kurzfristige Konzertanfragen
bejahend einzugehen. Soll heißen: Wir arbeiten an einem Programm.“
Na, da stehen die Chancen
ja nicht schlecht, daß uns die Kellerband noch ‘ne Weile erhalten
bleibt. Wen die Weiterentwicklung der Truppe interessiert, der kontakte
Christian Steinert, Fichtenstraße 11, 01097 Dresden, Tel. 0351/8013225,
oder schicke eine e-mail an kellerband@hotmail.com;
auch ein Besuch auf der unter www.kellerband-online.de
zu findenden Website der Band lohnt sich durchaus, denn da gibt’s außer
einer wirklich JEDES Detail erfassenden Bandhistory auch haufenweise Fotos
sowie ein Soundfile.
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