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A Sickness Unto Death
von tk anno 2013
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Die norddeutschen Doom-Metaller A SICKNESS UNTO DEATH haben mit ihrem Album "Despair" ein starkes Debüt eingespielt, das allen Freunden atmosphärisch wie episch geprägten Doom Metals bestens munden sollte. Hinter dem Duo verbergen sich Tim Ziegeler (Ex-GRINDING SILENCE, Ex-HASSZORN) und Michael Maas, die viel Zeit und Energie investiert haben, um diesen auditiven Leckerbissen zu kreieren. Da war es natürlich geboten, Tim im Interview bezüglich "Despair" auf den Zahn zu fühlen.
Hallo Tim, erstmal herzlichen Glückwunsch zum Release des ASUD-Debüts "Despair"! Die Pressereaktionen waren bisher doch recht positiv. Wie zufrieden bist Du selbst mit dem Endergebnis?
Hallo Thorsten, wie du dir vorstellen kannst, freue ich mich sehr über das Endergebnis und natürlich auch, dass das Album von der Doom-Gemeinde gut aufgenommen wurde. Besonders, wenn ich den Aufnahmeprozess und die Entwicklung der Songs nochmal Revue passieren lasse, glaube ich, dass wir wirklich einen guten Weg hinter uns haben!
Wer in unseren CD-Reviews gestöbert hat, wird eventuell auch über Rezensionen von GRINDING SILENCE und HASSZORN gestolpert sein. Beschreib doch bitte mal den wesentlichen Unterschied zu Deinen früheren Bandprojekten. Warum hast Du dich dem Doom Metal zugewandt?
Doom Metal war immer schon eine große Konstante in meiner musikalischen Welt. Von daher war für mich hier kein großes Umdenken erforderlich. Eher hat es mich gefreut, mit Michael jemanden gefunden zu haben, der die Vorliebe für Doom teilt. Das ist dann wohl auch der Unterschied zu vorherigen Projekten, wo die Musik eher die Schnittmenge verschiedener Vorlieben widerspiegelte. Darüber hinaus ist natürlich auch der Aufnahmeprozess um einiges professioneller. Michael hat ein kleines Studio, in dem wir die CD komplett aufgenommen haben.
Wie kam eigentlich der Kontakt mit Michael Maas (Instrumentierung, Produktion) zustande? Immerhin ist er für die großartige Gitarrenarbeit verantwortlich, die es auf "Despair" zu hören gibt.
Eines Tages erzählte mir ein Bekannter von Michael und seinem Studio. Michael war gerade in die Gegend gezogen und suchte nach Musikern oder einer Band. Wir haben dann per E-Mail einige Songs ausgetauscht und mir war schnell klar: Das passt!
Doom Metal gehört ja nicht gerade zu den Mainstream-tauglichen Sparten des Metal, sondern führte schon immer ein Nischendasein. Dennoch scheint Doom gerade wieder stärker im Fokus der schreibenden und berichtenden Zunft zustehen. Wann und bei welcher Begebenheit hast Du den Doom Metal für Dich entdecken können?
Ich mochte schon immer gern epische und dramatische Songs, egal in welcher Musikrichtung. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich als Kind den Song "Innuendo" von Queen gehört habe. Das ist ja mehr Doom Metal als irgendwas anderes, haha! Im Ernst: Zum "echten" Doom Metal bin ich dann nicht über die klassische Schiene gekommen sondern eher vom Death Metal und Bands wie PARAMAECIUM oder MY DYING BRIDE.
Kommen wir zum Album "Despair": Die Songs strahlen trotz ihrer melancholischen, bisweilen auch morbiden Grundstimmung eine gewisse Frische und Vitalität aus. Bereits "Epic Fail" macht das deutlich. Schleppende Riffs wechseln sich mit powermetallischen Einlagen ab. Das ist schon auf einem kompositorisch recht hohen Level angesiedelt.
Freut mich, dass es dir gefällt! Um ein Haar wäre dieser Song nicht auf dem Album gelandet. Wir hatten eigentlich einen anderen Song als Opener vorgesehen, der uns dann aber im Endeffekt doch nicht überzeugt hat. Also hat Michael sich nochmal hingesetzt und dabei ist "Epic Fail" herausgekommen.
Der Auftakt zu "Rain Of Shards" erinnert verflixt an SAVIOUR MACHINE. Michael ist ja auch bekennender SAVIOUR MACHINE-Fan. Wenngleich Eric Clayton mit seinen Unterlassungen und fragwürdigen Stellungnahmen in letzter Zeit ins Zwielicht geraten ist. Gibt es noch etwas, was Dich mit Eric und seiner Truppe verbindet, oder hast Du endgültig mit ihnen gebrochen?
Puh, das ist schwierig. Die Alben von SAVIOUR MACHINE gehören für uns sicher nach wie vor zu unseren Lieblingswerken, daran hat sich nichts geändert. Als ich anfing Metal zu hören, war SAVIOUR MACHINE sehr angesagt und das nicht ohne Grund. Eric Clayton war für viele ein Vorbild, an dem wir uns orientiert haben. Seine Aussagen hatten immer etwas Überlegtes und Erhabenes, ohne dabei herablassend zu wirken. Auch ihre Konzerte waren legendär. Mein Eindruck ist, dass mit dem Laufe der Zeit die Musik immer weiter in den Hintergrund gerückt ist. Daran sind wir als Fans sicherlich nicht ganz unschuldig. Neulich las ich im Zusammenhang mit einer anderen Geschichte den Satz: Wer von Musikern mehr erwartet als Musik, wird schnell enttäuscht. Das trifft es, denk ich, ganz gut. (In Tims Web-Blog "timfreak" findet sich übrigens ein interessantes Essay zu diesem Thema sowie ein aufschlussreiches Interview mit Matthias Mittelstädt: http://www.timfreak.de/blog/saviour-machine-legend-iiiii-and-a-lot-of-trouble - Anm. tk)
Der extrem morbide Track "Goddess In Dust" bietet dann wiederum das komplette Kontrastprogramm und lässt Erinnerungen an selige PARAMAECIUM- und MORPHIA-Zeiten wach werden. So ganz kannst Du das Growlen doch nicht lassen, ha, ha.
Ja, der berühmte Quotensong, genau! Haha. "Goddess In Dust" war einer der ersten Songs, den wir aufgenommen haben. Den Song hat Michael quasi mit in die Band gebracht und er sollte wirklich trist und morbide klingen. Ich denke, dieses Ziel haben wir mit der Kombination von sehr kalten, rotzigen Growls und dem cleanen Abgesang im Refrain auch erreicht.
Im Ernst: Mir ist beim Lauschen der Songs sofort aufgefallen, dass die cleanen Gesangspassagen hervorragend zum Songmaterial passen. War das fiese Growlen und Keifen dann doch irgendwann zu monoton oder passt cleaner Gesang einfach besser zu diesem Sound?
Ich versuche mich an den Songs zu orientieren. Jeder Song verlangt ja eine gewisse Art von Gesang. Ich muss aber auch zugeben, dass sich meine Prioritäten da verändert haben. Früher habe ich gern und ohne Technik drauf los gegrunzt. Zum Glück habe ich's mir nochmal überlegt, sonst wäre meine Stimme vielleicht schon im Eimer, haha!
Obwohl Ihr mit Drumsamples arbeit, klingt der Drumsound recht authentisch und überhaupt nicht künstlich. Gibt es dennoch Pläne, das Line-Up auch mit einem echten Drummer und eventuell einem Bassisten zu komplettieren?
Ja, dieser Plan steht ganz oben auf unserer Prioritäten-Liste! Leider steht Doom Metal für viele Musiker nicht sehr hoch im Kurs und so wird sich zeigen, ob wir ein tragfähiges Line-Up zusammenstellen können. Es sieht aber aktuell ganz gut aus!
Ich habe "Ghost Light Dawn" mal als meinen persönlichen Favoriten des Albums auserkoren. Dieses rhythmische Grundriff, welches immer wieder mit breit angelegten Melodiebögen flankiert wird, lädt unweigerlich zum Verweilen vor den Boxen ein. Mit der Stimme gehst Du bisweilen ganz schön in die Höhe. Nimmst Du Gesangsunterricht?
Die Grundidee von "Ghost Light Dawn" war das Erste, was ich überhaupt von Michael gehört habe. Mir ging es so wie dir: Ich habe den Song immer und immer wieder gehört. Er bietet mir eine Menge Möglichkeiten, verschiedene Gesangsstile zu kombinieren.
Was den Unterricht angeht: In der Tat habe ich seit einigen Jahren einen Vocal-Coach in Hamburg und die Arbeit mit ihm macht großen Spaß!
Vergleiche mit bekannten Acts des Genres sind ja unerlässlich, auch wenn die freilich subjektiven Höreindrücken entspringen. Welche Bands haben den Sound von ASUD maßgeblich geprägt?
Das werden wir oft gefragt und es war bei uns sehr unterschiedlich. Michael ist sehr vom Gothic-Doom der 90er Jahre mit Bands wie TIAMAT, PARADISE LOST oder TYPE O NEGATIVE beeinflusst. Letzteren haben wir als Hommage auch das Intro unserer CD gewidmet! Sie sind ein großer Einfluss. Als Sänger im Doom Metal sind für mich natürlich Messiah Marcolin, Robert Lowe oder Fredrik Sjöholm die großen Namen. Letzterer wird leider viel zu selten in dieser Reihe genannt! Ich denke, es gibt aber auch viele Bands außerhalb der Metal-Szene die uns geprägt haben. Im Titeltrack kann man eine Prise Post-Rock nicht leugnen. Was den Gesang angeht, hör ich auch bei Progressive-Rock-Bands gern etwas genauer hin und lasse mich inspirieren.
Woher erhält der Bandname seine Bedeutung?
Er ist mehr oder weniger an ein bekanntes Buch von Kierkegaard angelehnt. Die Namenssuche war gar nicht so einfach, aber ich glaube, A SICKNESS UNTO DEATH drückt so ziemlich das aus, was wir mit unserer Musik inhaltlich und musikalisch bringen.
Hat Dich Kierkegaard auch beim Verfassen der Lyrics inspiriert?
Naja, als wir uns für den Bandnamen entschieden haben, war eine Menge der Songs schon aufgenommen. Für die restlichen Songs dann aber sicherlich schon. Vielleicht nicht als Gesamtkonzept, aber Kierkegaard verwendet manchmal Sätze, die auch nach 100 mal Lesen noch neue Dimensionen eröffnen. Glücklicherweise hatten wir noch die Möglichkeit, Samples aus mehreren Philosophie-Vorlesungen über Kierkegaard einzubinden. So konnten wir das Thema abrunden.
Ihr habt "Despair" in Eigenregie veröffentlicht und vertreibt das Album in Europa via TWS-Music. Warum seid Ihr nicht auf Labelsuche gegangen?
Die Zeiten, wo Labels viel Geld in Bands investiert haben, sind ja leider vorbei. Heute läuft es genau anders rum. Und für eine Debüt-CD stellte sich uns dann schon die Frage, ob uns ein Label da viel weiter bringt. Dass sich Doom Metal nicht wie geschnitten Brot verkauft, erklärt sich wohl von selbst. Da brauchst du bei einer Zusammenarbeit dann schon Leute, die genauso viel Herzblut in die Sache bringen wie die Band. Bei TWS hatten wir von Anfang an ein gutes Gefühl. Und die Erfahrungswerte, die das Do-it-yourself-Prinzip mit sich bringt, können uns in Zukunft vielleicht noch hilfreich sein.
Dürfen wir irgendwann auch mal mit der livehaftigen Umsetzung des Materials rechnen oder soll ASUD ein reines Studioprojekt bleiben wie Deine bisherigen musikalischen Projekte?
Nein, wir wollen A SICKNESS UNTO DEATH gern auf die Bühne bringen! Wir sind zur Zeit dabei, Musiker zu finden. Es gibt schon die ersten Konzert-Anfragen und wir würden uns sehr freuen, das Ganze auch mal live zu präsentieren!
Du bist nach wie vor auch ein Liebhaber des extremen Metals und in der christlichen Metal-Community "UnBlack" mit dem Nick "Antestor" unterwegs. Wie gefällt Dir das neue ANTESTOR-Album "Omen"?
Ich merke, du beobachtest mich! Haha! ANTESTOR ist natürlich eine Kult-Band, die es geschafft hat, in so ziemlich jeder Szene auf die Fresse zu kriegen und nie konform zu gehen. "Omen" ist sicher ein gutes Album mit viel Wut im Bauch, aber der Stil ist nicht mehr so mein Ding. Von ihrer glorreichen Doom-Zeit Anfang der Neunziger haben sie sich ja leider schon seit einigen Jahren verabschiedet. (Dem pflichte ich insofern bei, wenn man bedenkt, dass das 1994er Werk "Martyrium" wohl eines der wegweisenden Doom-Death-/Blackmetal-Werke des frommen Undergrounds darstellt, mit dem die heutige stilistische Ausrichtung recht wenig gemein hat - Anm. tk)
Noch ein paar Schlussworte an die CrossOver-Leserschaft bzw. hier mitlesenden Doom-Metal-Freunde?
Ich hoffe, dass wir einige von euch mal sehen, vielleicht auf unserer Facebook-Seite und hoffentlich bald auch vor der Bühne! Danke für eure Aufmerksamkeit!
Vielen Dank fürs Interview!
Genrefans und interessierte Metaller können das Album "Despair" unter http://metalmailorder.com/de/a-sickness-unto-death-despair.html erwerben.
Weblinks: www.asicknessuntodeath.de, www.facebook.com/ASicknessUntoDeath, www.timfreak.de
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